2015 Wohnhaus Engelhorn C4, 6 Schmiedeeisernes Ziergitter Treppenhaus

Erbaut 1725

Bewohner 1847–1851 Friedrich Engelhorn

„Die Wiederentdeckung der Louis-Seize-Treppe im Haus Engelhorn resp. Heiligenstein kommt einer Sternstunde in der Erforschung der Mannheimer Bau- und Hofkultur des 18. Jahrhunderts gleich. Ihre Entstehung unter dem Bauherrn Franz Anton von Heiligenstein (1738-1821), Leibchirurg der Kurfürstin Elisabeth Auguste, markiert einen Wendepunkt in der Hausgeschichte vom barocken Modellhaus zur höfisch geprägten Wohnstatt“.

So heißt es in einem Gutachten der Denkmalschutzbehörde über das im Jahr 2014 zufällig entdeckte Treppenhaus in dem Anwesen C 4, 6. Anlass für den Fund war der Erwerb des Hauses durch die Stadt und der sich daran anschließende Umbau für eine spätere

Nutzung als Gründerinnenzentrum der Textilwirtschaft. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten wurde auch das Treppenhaus zwischen dem Vorderhaus und dem rechtwinklig angebauten Hinterhaus untersucht und dabei festgestellt, dass das unscheinbare Betongeländer, das die vorhandene Sandsteintreppe begleitet, ein kunstvolles, schmiedeeisernes Geländer verbirgt. Das Betongeländer war 1948 im Rahmen damaliger Umbaumaßnahmen angebracht worden.

Die eminente historische Bedeutung des Fundes liegt in der hier beispielhaft möglichen  Nachvollziehbarkeit der Umwandlung eines Bürgerhauses zu einem repräsentativen höfischen Anwesen.

Das 1725 erbaute Bürgerhaus in C 4, 6, nicht weit vom Schloss gelegen, entsprach zur Bauzeit mit seinen zwei Geschossen, 4 Achsen mit Ohrenfenstern und Mansarddach idealtypisch den Vorstellungen des Kurfürsten über die barocke Bürgerstadt. 1770 wurde es durch Franz Anton Heiligenstein erworben. Entsprechend seinem Rang als Leibarzt der Kurfürstin nahm er einen standesgemäßen - das heißt höfischen Ansprüchen entsprechenden -  Ausbau des Anwesens vor. In dessen Verlauf wurden nicht nur Räume im Anbau in Rokokomanier umgestaltet, sondern auch das Treppenhaus. Es sollte als Zugang zu den gesellschaftlich relevanten Räumen repräsentativen Ansprüchen gerecht werden. Dazu wurde die vorhandene Holztreppe in den rückwärtigen Teil des Gebäudes verlegt, wo sie heute noch sichtbar ist.

Die repräsentative neue Treppe wurde als freischwingende Sandsteintreppe französischer Prägung ausgeführt, begleitet von einem reich verzierten schmiedeeisernen Geländer mit Motiven des Louis-Seize-Klassizismus, der damals als modernstes Beispiel höfischer Baukunst galt. Er war durch die u.a. am Schlossbau beteiligten Künstler Peter Anton Verrschaffelt und  Nicolas de Pigage nach Mannheim gebracht worden war.

In diesem Zustand blieb das Treppenhaus auch nach dem Erwerb des Hauses durch Friedrich Engelhorn, dem späteren Gründer der BASF, in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zwar nahm er Modernisierungsmaßnahmen am Gebäude vor sowie eine Aufstockung um eine Etage, die Treppenhausanlage blieb davon aber unberührt. Engelhorn bewohnte das Haus einige Jahre und betrieb darin, entsprechend seinem erlernten Beruf, eine Goldschmiedewerkstatt.

Als die ersten Nachrichten über diesen außergewöhnlichen Fund in die Öffentlichkeit drangen und sich abzeichnete, dass die Stadt als Bauherrin wohl nicht in der Lage sein würde, eine angemessene Restaurierung zu finanzieren, zögerte der Vorstand des Vereins nicht, die Sanierung in die Projektliste des Vereins aufzunehmen.

Bei geschätzten Restaurierungskosten von weit über 100.000 EUR und der Notwendigkeit, die erforderlichen Mittel kurzfristig zu beschaffen, bestand das größte Problem in der raschen Generierung entsprechender Spenden. Die vorhandenen freien Mittel des Vereins

hätten auch nicht im Ansatz ausgereicht, dieses Projekt zu realisieren. Da die Umbaumaßnahmen durch die Restaurierung keine Verzögerung erleiden durften war es dem Verein nicht möglich, die erforderlichen Mittel über einen längeren Zeitraum anzusammeln.

Hier wirkte sich die Tatsache, dass in diesem Haus Friedrich Engelhorn gewohnt hatte, segensreich aus. Das Friedrich-Engelhorn-Archiv erklärte sich spontan bereit, eine Spende an den Verein zu leisten, die ausreicht, um das Geländer zu restaurieren. Auf der Grundlage dieser Zusage konnte der Verein am 20.1.2015 der Kunstschmiede Traubel in Altrip den Auftrag zur Restaurierung erteilen. Mit diesem Betrieb hat der Verein schon früher zusammen gearbeitet und sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Restaurierungsarbeiten schritten planmäßig voran und im Sommer 2015 konnte das Geländer, das für die Restaurierung in die Werkstatt verbracht worden war, an seinen Originalort zurückgebracht werden.

Neben dem Geländer gehört zu dem Gesamtensemble auch die historisch wertvolle Sandsteintreppe. Auf der Suche nach Sponsoren für deren Sanierung konnte der Verein  den Rotary Club Mannheim gewinnen, der sich spontan bereiterklärte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Den verbleibenden Rest konnte der Verein mit seinem vorhandenen liquiden Vermögen tragen. Auf dieser Grundlage konnte der Verein der Stadt die Zusage geben, die von der projektausführenden Firma Eschelbach in Plankstadt berechneten Kosten für die Sanierung der Treppe vollständig zu übernehmen. Die Sanierung der Treppenanlage wurde planmäßig im Oktober 2015 abgeschlossen und deshalb erstrahlt das Ensemble seit diesem Tag wieder in seinem alten Glanz.

Ein großes gemeinschaftliches Projekt des Vereins Stadtbild, des Friedrich Engelhorn-Archivs und des Rotary Club Mannheim ist damit erfolgreich abgeschlossen worden. Mannheim kann stolz auf den Bürgersinn sein, der  in diesem Projekt zum Ausdruck gekommen ist.

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