1993 Renovierung Jüngling mit Reh

Das erste Projekt des neu gegründeten Vereins war die Restaurierung einer lebensgro- ßen Zierplastik an der Friedrich-Ebert-Brücke. Die Bronzeplastik war ursprünglich Teil eines Brunnens mit einem steinernen Unterbau. Das Brunnenpodest war nicht mehr vorhanden und die Plastik in einem schlechten Zustand. Im Jahr 1993 ließ der „Verein zur Pflege des historischen Stadtbildes von Mann- heim e.V.”, wie er damals noch hieß, die Schäden an der Bronzeplastik von der Glockengießerei Metz in Karlsruhe restaurieren. Nach dem Vorbild des ursprünglichen Brunnenpodests schuf die Mannheimer Firma Safferling im Auftrag des Vereins einen neuen Sockel aus gelbem Leistadter Sandstein. Von der Inbetriebnahme des Wasserspiels nahm man aus technischen und finanziellen Gründen Abstand. Nicht mehr als Wasserspiel, sondern als Schmuckskulptur wurde das Monument an der Schafweide am 18. Dezember 1993 erneut der Öffentlichkeit übergeben.

Die Fläche vor der Wohnhausgruppe an der Schaf- weide / Kronprinzenstraße war 1927 als Schmuck- platz angelegt worden. Im Dezember 1927 berichtete die Presse: „Ein Brunnen, der dem Langeröttergebiet zur ganz besonderen Zierde gereicht, ist dieser Tage auf dem Rasenstück vor den beiden Häusern aufgestellt worden [...] Das Sandsteinbassin des Brun- nens wird von einer Bronzegruppe gekrönt, die einen Jüngling darstellt, der ein Reh tränkt. Der Entwurf zu dem künstlerisch sehr eindrucksvollen Brunnen stammt von dem Münchener Professor Hinterse- her. Die Ausführung erfolgte durch das städtische Hochbauamt. Der Brunnen steht auf einer breiten Plattenunterlage, damit er beim Reinigen umgangen werden kann, ohne daß das Gras zertreten wird. Außerdem hat man geglaubt, die monumentale Wir- kung des Brunnens dadurch zu verstärken, daß man ihn gleichsam aus einer breiten Steinfläche heraus- wachsen läßt. Eine Ligusterhecke säumt die Anlage ein. Der Brunnen wird, da er sich in nächster Nähe der Ebertbrücke befindet, jedenfalls allgemeine Beachtung finden.”

Die Plastik, durch die Nacktheit des Jünglings und das Stirnband an antike Vorbilder erinnernd, ist stilistisch auf die neuklassizistischen Fassaden der Wohnanlage bezogen. Der Künstler war Josef Hinterseher (1873-1955), der sein Werk „Waldidylle“ nannte. Er hatte die von Adolf von Hildebrand ge- prägte Münchner Bildhauerschule absolviert und war auf internationalen Ausstellungen mit „Werken von ruhig-vornehmer Auffassung” vertreten. Hergestellt wurde die Plastik in der Gießerei Anetsberger und Lefin in München.

Die Gruppe wurde im Zweiten Weltkrieg als „Metallspende“ bestimmt und demontiert. Sie überdauerte den Krieg und sollte im Luisenpark aufgestellt werden. Auf Initiative des in der Schafweide wohnenden Kriminalhauptmeisters Wilhelm Gernold kam sie in den 50er Jahren jedoch wieder auf ihren ursprünglichen Platz zurück. Später wurde das Brunnenpodest entfernt, die Plastik auf einem kleinen, unpassenden Basaltsockel und etwas abseits vom ursprünglichen Standort aufgestellt. Noch 1970 machte das Grünflächenamt das Wasserspiel wieder funktionstüchtig; das aus der Tränkschale rinnende Wasser, ursprünglich von einer Brunnenschale aufgefangen, versickerte nun im Boden. Im selben Jahr drehte man jedoch aufgrund von Schäden am Wasserzulauf den Hahn für immer ab.

Erst der Verein zur Pflege des historischen Stadtbil- des von Mannheim e.V. erweckte den Jüngling aus seinem Dornröschenschlaf. Die verlorenen geglaub- te Sandsteinschale und andere Teile des Brunnens tauchten im März 1994 bei der Räumung des städ- tischen Lagerplatzes an der Stotzstraße wieder auf, Ihre Wiederverwendung stand allerdings nicht mehr zur Debatte.

Zurück
Zurück

1999 Tritonenbrunnen