2018 Epiphaniaskirche

Epiphaniaskirche

Erbaut 1963-1965

Architekt Albrecht Lange und Hans Mitzlaff

Und sie steht immer noch: Die erfolgreiche Geschichte der Rettung der Epiphanias-Kirche in Mannheim-Feudenheim

Eigentlich war der Stab über sie schon gebrochen, als bei einer Gemeindeversammlung 2015 durch die Delinquentin selbst verkündet wurde, dass sie wegen Baufälligkeit und irreversibler Betonschäden trotz seit 2008 bestehenden Denkmalschutzes abgerissen werden sollte, das Gelände plattgemacht und verkauft und der Erlös in das neuzubauende Gemeindezentrum bei Johannis gesteckt werden sollte. Diese Endgültigkeit rief sofort den Unwillen und Widerstand einiger Gemeindemitglieder der ehemaligen Epiphanias-Gemeinde auf den Plan. Eine kleine Gruppe interessierter Standhafter traf sich ab November diesen Jahres regelmäßig unter der Führung der Chefstrategen Dr. Besier und Prof. Dr. Klüter und überlegte, wie der drohenden Vernichtung Einhalt geboten werden konnte, aber auch gleich, welche Nutzungsalternativen sinnvollerweise für das Gebäude gefunden werden könnten. Die Bürgerinitiative „Rettet die Epiphanias-Kirche“ wurde gegründet. Mit Bannern, Flugblättern und einer Homepage wurde auf die Problemstellung aufmerksam gemacht, in den Geschäften lagen Unterschriftenlisten aus. Die Resonanz bei allen Bevölkerungsschichten war gewaltig, unabhängig davon, ob Gemeindemitglied oder nicht, evangelisch oder nicht, reichte erstaunlicherweise weit über den Stadtteil hinaus, sogar ehemalige Feudenheimer bekundeten ihre Unterstützung. Der Förderverein „Verein Förderer Epiphanias Feudenheim e.V.“ wurde gegründet.

Der 25. Evangelische Kirchenbautag formuliert in seinem Maulbronner Mandat 2005: „Die Kirchengebäude sind Seelen, Gedächtnis und Gewissen unserer Dörfer und Städte, in denen wir wurzeln, sie sind unaufgebbares Kulturgut der Allgemeinheit.“

Das Mandat wurde zum Leitbild der Initiative.

Bei der ersten Infoveranstaltung in der Epiphanias-Kirche geschah das, was einige ein Wunder, andere den wohlmeinenden Zufall nennen: Der bekannte Mannheimer Mäzen Heinz Engelhardt, hochbetagt, an Stöcken, der seine Kindheit und Jugend in Feudenheim verbracht und immer noch eine starke Bindung zu Feudenheim hatte, erschien in der Kirche und verkündete, dass der Abriss einer Kirche mit seinem Weltbild nicht vereinbar sei und er deshalb über seine Stiftung 1,2 Mio. Euro auf sieben Jahre verteilt zur Verfügung stellen würde, für die Renovierung der Kirche und testamentarisch abgesichert. Der Grundstock war gelegt, dem Himmel sei Dank.

Die Akteure des Vereins entfalteten rege Aktivität. Ein minutiöser Renovierungsplan einschließlich Finanzierungsplan wurde erstellt, Dr. Besier wurde zum „Mann für alle Fälle“, der sowohl die Untiefen der Heizung als auch die Zahlenkolonnen der Finanzierung der diversen Bauabschnitte bestens beherrschte. Es war klar, es würden dringend zusätzliche größere Unterstützungsbeträge gebraucht, die über Benefiz-Aktionen nicht zu erwirtschaften waren, denn es gab ja noch den maroden Kirchturm, dem ebenfalls der Abriss drohte. Dafür galt es, Kontakte herzustellen, Verbündete zu gewinnen, Anträge zu schreiben. Das Landesdenkmalamt signalisierte Bereitschaft, aber der Antrag musste schnellstens eingereicht werden. Also wieder eine Nacht- und Nebelaktion, um die Fristen einzuhalten. Parallel dazu liefen die Verhandlungen mit der EKMA weiter und erste kleinere Schäden wurden behoben, Abflussrohre gereinigt, eine Bankreihe entfernt, um mehr Platz für Orchester und Darstellende zu haben, die Lichtanlage erneuert und erste Konzerte initiiert. Denn das war es, was die zukünftige Nutzung der Epiphanias -Kirche sein sollte: sie sollte als Kulturkirche genutzt werden, ihre hervorragende Akustik war schon vor dem angedrohten Desaster weithin bekannt, aber durchaus weiter als Ort für Gottesdienste und soziale Projekte dienen.

Für die äußere Restaurierung war die Denkmalbehörde zu einer abschließenden Bewertung gekommen: Die Beton-Waben sollten vor Ort erneuert werden, ohne irgendwelche schützenden Vorbauten, wie zunächst vorgeschlagen worden war. Der Beton sollte restauriert werden, störende nachträgliche Aufbauten entfernt und der Dachkranz ergänzt, wobei überstehende rostende Eisen entfernt werden durften.

Der Turm erwies sich als widerstandsfähiger als vorhergesagt, der Beton ist besonders hart, was bei Kirchenbauten aus dieser Zeit eher selten ist, war Baumaterial damals, in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts, doch immer noch knapp und teuer, was häufig eine „leichtere“ Ausführung des Betons mit sich brachte.

Zwischenzeitlich war ein Trägerverein gegründet worden, der den späteren Betrieb der Kirche würde übernehmen können.

Und die Akteure waren und sind erfolgreich: KKO und die Staatliche Hochschule für Musik geben sich ein Stelldichein, Lesungen, Konzerte, Tonaufnahmen – freie Termine sind zwischenzeitlich eine Seltenheit und die Kirche ist auf ein Jahr im Voraus ausgebucht.

Und dann kam Wunder Nummer 2: Helen Heberer, Stadträtin und ehemalige Landtagsabgeordnete und seit Kurzem Vorsitzende des Ortskomitees Mannheim der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie Erste Vorsitzende des Vereins Stadtbild Mannheim e.V., lud zur Besichtigung und überzeugte: Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz genehmigt 40.000 Euro für die Restaurierung der Kirche.

Um das erfolgreiche Konzept fortführen zu können, braucht es nach dem Wegfall der mitgenutzten Infrastruktur im ehemaligen Gemeindezentrum Umkleide- und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Künstler, Möglichkeiten zum Einspielen, eine behindertengerechte Toilettenanlage, Stau- und Vorbereitungsmöglichkeiten. Wie diese Aufgabenstellung zu lösen ist, wird uns noch viel Kopfzerbrechen bereiten, vieler Gespräche und Initiativen bedürfen –wir brauchen auch weiterhin die intensive Unterstützung aller Interessierter.

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